Der Mülheimer Kunstverein e.V. hat erstmalig einen mit 2.500 Euro dotierten Preis an eine künstlerische Position vergeben, die aus den Teilnehmenden der Biennale MÜLHEIM CALLING ermittelt wurde. „Wir wollen damit die Tradition des Förderpreises wiederaufnehmen, den unser Verein zum letzten Mal 2014 im Rahmen der Jahresausstellung Mülheimer Künstlerinnen und Künstler vergeben hatte,“ so der stellvertretende Vereinsvorsitzende Ulrich Schallwig bei der Preisverleihung im Rahmen der Ausstellungseröffnung von MÜLHEIM CALLING am 5. Juli.
Die fünfköpfige Jury bestehend aus Dr. Daniela Grobe (Kulturbeigeordnete der Stadt Mülheim an der Ruhr), Tania Terium (Vorstandsvorsitzende des Mülheimer Kunstvereins e. V.), Dr. Karin Stempel (ehemalige Leiterin des Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr), Dr. Stefanie Kreuzer (Leiterin des Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr) sowie ihrer Stellvertreterin und Kuratorin der Ausstellung, Anja Bauer-Kersken, hat sich für die aus Kanada stammende Künstlerin Jessica Arseneau entschieden, die 2021 Residentin im Makroskop war.
Die Preisträgerin ist mit der Video-Arbeit Maybe It’s Tomorrow (2023) in der Ausstellung MÜLHEIM CALLING 2025 vertreten.
Begründung der Jury
Die Jury hat die stringente Behandlung des Themas „Schlaf“ überzeugt, das die Künstlerin auf unterschiedlichen Ebenen und Bedeutungszusammenhängen (Bewusst – Unbewusst / Nacht – Tag / Licht – Dunkelheit) thematisiert. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit aktuellen Phänomenen einer fast nie zur Ruhe kommenden, immer leuchtenden Welt, die sie in den Kontrast zu einem unbeweglichen, mit Moos bewachsenen Stein im Wald stellt. Der Film stellt eine Reflexion über Zeitlichkeit, Vergehen und Schnelligkeit dar, die über den filmischen Dialog von ruhendem Stein und Satellitenbildern auf eine existenzielle Ebene gehoben wird.
Die Künstlerin über ihre Arbeit
„Meine Arbeiten versetzen uns durch groß angelegte Installationen, Video, Fotografie, Licht, Ton und Text in fiktive Räume. Ich untersuche, wie der technologische Fortschritt die Subjektivität und die menschliche Erfahrung verändert und konzentriere mich dabei auf Themen wie künstliches Licht und Schlaflosigkeit, um Atmosphären zu schaffen, die an eine Science-Fiction-Szene erinnern. Künstliches und natürliches Licht werden in meinen Bildern und Installationen kontinuierlich erforscht. Sie tragen zu einer immersiven Atmosphäre bei und thematisieren gleichzeitig die Manipulation natürlicher Zyklen wie Nacht und Tag, Licht und Dunkelheit – ein wiederkehrendes Motiv in meiner Arbeit. Durch langsame Rhythmen und Zwischenzeiten scheint meine Arbeit einen Raum zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten, dem Physischen und dem Virtuellen, dem Traum und der Realität zu offenbaren.
Maybe It‘s Tomorrow zeigt einen schlafenden Stein, überwuchert von Moos, eingebettet in einen Wald, eingefroren in unendlicher Müdigkeit. Satellitenbilder folgen der Dämmerungslinie, die zwischen Tag und Nacht verläuft, während Städte im konstanten Licht verbleiben.“
Jessica Arseneau ist 1988 im kanadischen Bathurst geboren und lebt in Berlin.
Sie hat einen Bachelor of Visual Arts der Université de Moncton, der größten französischsprachigen Universität Kanadas außerhalb von Québec, und ein Diplom in Medienkunst der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, welche sie beide mit Auszeichnung bestand.
Sie ist Mitglied im Makroskop – Zentrum für Kunst und Technik, Mülheim an der Ruhr, wo sie von Januar bis Dezember 2021 als Residentin im Rahmen des Programms „Urbane Künste Ruhr“ zu Gast war.
Foto: Helena Grebe / Stadt Mülheim an der Ruht